Montag, 3. August 2009

104: Kauderwelsch

Zur Ergötzung und Erbauung des Publikums (und mangels zündender Themenideen) bringt das Prellblog heute einige meiner Meinung nach besonders farbige Ausdrücke aus der deutschen Eisenbahnfachsprache nebst Erläuterungen. Keinerlei Anspruch auf irgendeine Vollständigkeit!


Abbügeln: Stromabnehmer senken
Abdrücken: Wagen über einen Ablaufberg schubsen
Abrüsten: Schritte durchführen, um ein Fahrzeug abstellbereit zu machen (z.B. Motor abstellen); schließt aber z.B. auch das Einsammeln liegengelassener Gepäckstücke durch das Begleitpersonal ein
Aufbügeln: Stromabnehmer heben
Aufrüsten: Schritte durchführen, um ein Fahrzeug fahrbereit zu machen (z.B. Rechner hochfahren, Druckluft erzeugen)
Aufgleisen: Gegenteil von Entgleisen, wird z.B. häufig mit dem Deutschlandgerät erledigt
Ausziehgleis: Stumpfgleis, auf das Züge aus einem Bahnhof oder einer Strecke hinausgezogen werden können, ggf. um sie zu kehren
Beidrücken: Einen zusammengestellten Zug durch Zusammendrücken kuppelfähig machen
Beifahranlage: Sperrsignal in Bahnsteigmitte, um das Verstärken zu erleichtern
Brechen: Einen sonst durchgehenden Zug durch zwei Züge, zwischen denen umgestiegen werden muss, ersetzen ("Der sonst von München nach Kassel durchgehende Zug wird sonntags in Frankfurt(Main)Hbf gebrochen")
Deutschlandgerät: Transportable Hydraulikvorrichtung zum Aufgleisen von Fahrzeugen
Ertüchtigung: Jede Art von technischer Verbesserung, um Leistung oder Widerstandsfähigkeit eines Systems zu erhöhen (Ertüchtigung einer Strecke für Neigetechnik, Druckertüchtigung von Wagen)
Flügeln: Einen Zug teilen und an zwei verschiedene Ziele weiterfahren lassen
Gleitschutz: Antiblockiersystem
Kehren: Fahrtrichtungs- und Gleiswechsel eines Zuges an seiner Endstation, ggf. mit Hilfe einer "Kehranlage" (Ausziehgleis zwischen den beiden Streckengleisen); vor allem bei dicht befahrenen Stadtverkehrssystemen
Kippberechtigter: Im Ausleeren von Kippwagen geschulte Person
Kopf: Gesamtheit der Weichenstraßen und Signalanlagen, mit denen ein Bahnhof in die Strecke übergeht; bei Durchgangsbahnhöfen wird oft vom Nordkopf und Südkopf bzw. Ost- und Westkopf gesprochen
Köpfen (auch Kopf machen, stürzen): Fahrtrichtungswechsel eines Zuges, ggf. mit Umsetzen der Lok ans andere Zugende verbunden
Langmachen: Kupplungen eines Zuges lockern, um seine Zerlegung vorzubereiten
Luftpresser: Kompressor
Schlechtläufer: Ein sich vom Ablaufberg eher langsam entfernender Wagen (Gegenteil: Gutläufer)
Schleuderschutz: Antriebsschlupfregelung
Stopfen: Schotterbettungen durch Hineinschlagen von Pickeln verdichten
Stumpfgleis: Blind endendes Gleis (meistens mit Prellbock am Ende)
Verstärken: Einem Zug einen anderen Zugteil mit selbem Ziel ankuppeln
Wachsamkeitstaste: Knopf, mit dem der Lokführer eine Zugbeeinflussung quittieren muss
Weichenbengel (auch Stelleisen): Stahlstange zum behelfsmäßigen Umstellen von Weichen von Hand

Bild: »Mrs Logic« bei Flickr (vollständiges Bild, Details und Lizenz)

4 Kommentare:

Andersreisender hat gesagt…

Da habe ich wieder allerhand dazugelernt :-) Wobei sich mir die Frage stellt, ob das Deutschlandgerät in Österreich auch so heißt? ;-)

mawa hat gesagt…

Da es ebenso wie die Deutschlandkurve nach der Maschinenfabrik Deutschland benannt ist, vielleicht schon. Möchtest du übrigens, dass ich zu deinem Blog zurücklinke?

Anonym hat gesagt…

mir fehlt die Flachstelle

Ronny hat gesagt…

Mich würde interessieren, wie man zu dem Begriff "Beifahranlage" kommt, bzw. wo der herstammen soll. In der Fachliteratur habe ich ihn nicht gefunden. Allerdings muss es sich ja um einen Fachbegriff handeln, wenn man dazu einen Wikipedia-Artikel erstellt; sonst würde man ja erwähnen, dass es sich nur um einen ugangssprachlichen Begriff handelt. Es gibt nicht nur in Köln Zugdeckungssignale am Bahnsteig und nirgends (ich habe schon so einige Bfe in Deutschland befahren) wird dieser Ausdruck benutzt. Gibt es eine Quelle für diesen Begriff?