1: Die Bahn, der Kies und das Klima
Beim Thema Klima wird neben Glühbirnen auch die Eisenbahn angesprochen. Ich weiß nicht, ob es sinnvoll ist, uns überreden zu wollen, lieber damit zu verreisen, statt wegzufliegen. Mir geht es vielmehr darum, was dort, wo die nackte Ökonomie entscheidet, für das Klima getan werden kann: Im Güterverkehr.
Vorweg: Kann die Eisenbahn überhaupt etwas fürs Klima tun? - Sie kann. Eine Tonne 100 Kilometer weit zu fahren verbraucht auf der Schiene im Schnitt weniger als ein Viertel an Primärenergie als auf der Straße und stößt dabei weniger als ein Fünftel an Kohlendioxid aus. Das Ziel der Verlagerung von Güterverkehr auf die Schiene hat also klimapolitisch Sinn; fragt sich nur, wieviel sich verlagern lässt.
2006 wurden in Deutschland 70,1% des Transportvolumens auf der Straße erbracht. 17,1% fuhr die Eisenbahn, und damit ist ihr Anteil in einem wachsenden Markt erstaunlicherweise das vierte Jahr in Folge gestiegen. Es geht also. Die Frage ist, ob da nicht noch viel mehr geht. Und da kommt ein Wert ins Spiel, der gerne unter den Tisch fällt: Nach üblicher Daumenpeilung sind etwa die Hälfte des Transportvolumens auf der Straße sogenannte Liefer- und Baustellenverkehre. Das Beliefern von Geschäften und Restaurants in der Innenstadt war nie Sache der Eisenbahn, und die meisten Baustellen haben keinen Gleisanschluss. Entsprechend darf man Verlagerungserfolge nicht an der vollen Höhe der Statistik messen.
Oder doch? Dieser Tage hat in Amsterdam ein Pilotversuch mit Güterstraßenbahnen begonnen. Zunächst zwei Züge sollen Waren in die Innenstadt befördern, wo sie an zwei Stationen auf Elektroautos umgeschlagen werden. Güterstraßenbahnen fahren bereits in Wien und in Dresden; in Zürich wird seit 2003 Sperrmüll per Straßenbahn eingesammelt.
Auf der anderen Seite freut sich die DB darauf, zweieinhalb Millionen Tonnen Sand, Kies und Splitt auf die Baustelle des neuen Berliner Großflughafens zu liefern. In der Tat hat es zuletzt öfter Bauprojekte gegeben, bei denen Material mit der Bahn transportiert wurde, zwar meist Bahnbaustellen, aber auch Autobahnteilstücke. Da es ein Vorteil der Eisenbahn ist, große Mengen niederwertiger Güter mit vergleichsweise geringem Aufwand abzutransportieren, und alle begeistert sind, wenn eine Baustelle einmal nicht bedeutet, dass im Dreiminutentakt staubende Kipper über die Landstraßen kriechen, ist solcher Baustellenverkehr im Prinzip eine tiefhängende Frucht, wenn man es nur schafft, den Schotter auch auf den Zug und von ihm runter zu bekommen.
Die Eisenbahn leistet in Deutschland derzeit mehr für den Klimaschutz als seit langem, aber wenn es noch viel mehr werden soll, muss weiter auch in unerschlossenen Ecken gekratzt werden. Containerzüge nach Rotterdam sind nicht alles.
Bild: Klaus Jähne bei Wikimedia Commons (Details und Lizenz)
1 Kommentar:
Nunja, aber selbst beim Personenverkehr könnte man wohl noch etwas rausholen, wenn es mehr echt Hochgeschwindigkeitsstrecken gäbe, oder?
Kannst du darüber auch ma einen Artikel schreiben? Würde mich freuen.
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