Freitag, 19. Dezember 2008

76: Neuigkeiten 2008/2009

Letzte Woche war Fahrplanwechsel, und das in ganz Europa, wie jedes Jahr zum zweiten Sonntag im Dezember. (»In ganz Europa« heißt hier: Bei allen Mitgliedern und Partnern des Forum Train Europe, was der schicke neue Name der altehrwürdigen Europäischen Fahrplankonferenz ist.)

Wie immer ist so ein Fahrplanwechsel verbunden mit diversen Betreiberwechseln im bestellten Nahverkehr und Inbetriebnahmen neuer Infrastruktur; das Prellblog stellt die zehn meiner Meinung nach wichtigsten Änderungen vor.
  1. Zuallererst muss die lange geforderte Elektrifizierung Hamburg-Lübeck stehen, die nicht nur Lübeck einen publicityträchtigen ICE-Anschluss beschert, sondern auch den Güterverkehr zwischen Nord- und Ostseehäfen drastisch verbessert.
  2. Für relativ kleines Geld und in relativ kurzer Zeit ist in Frankfurt/Oder eine neue Oderbrücke gebaut worden, die anders als das alte Halbprovisorium zweigleisig und mit hoher Geschwindigkeit befahrbar ist, was alle möglichen segensreichen Auswirkungen auf den grenzüberschreitenden Verkehr mit Polen haben sollte.
  3. Der vollständig neu gebaute Erfurter Hauptbahnhof ist, nach gefühlt ewiger Bauzeit (Herbert Feuerstein: »überhaupt nicht mehr vorhanden, weil ewige Baustelle«) und diversen Verzögerungen, fertig. Hurra!
  4. Ebenfalls Erfurt betrifft der nächste Punkt: Die teils über hundert Jahre alte Strecke von dort nach Würzburg ist erneuert und für höhere Geschwindigkeiten sowie Neigetechnik ausgebaut worden. Nahverkehrszüge können dort jetzt mit 160 km/h verkehren und die Fahrzeit um 20 Minuten verkürzen.
  5. Nach jahrzehntelangem Hängen und Würgen hat der Hamburger Flughafen endlich seinen Bahnanschluss, allerdings per S-Bahn und nicht per U-Bahn wie früher einmal anvisiert.
  6. Die S-Bahn Hannover ihrerseits fährt nunmehr nach Hildesheim und hat damit eine Netzlänge von 385 Kilometern erreicht. Sie wird oft als Pseudo-S-Bahn belächelt, da ihre Linien ziemlich dünne Takte haben; mit dem sukzessiven Ausbau wird sich dies noch ändern.
  7. Zwischen Augsburg und Mering wurde ein weiterer Abschnitt des viergleisigen Ausbaus der Hauptstrecke nach München abgeschlossen; St. Afra hat das nebenbei einen Eisenbahnhaltepunkt beschert. Mittelfristig soll die Strecke langsame und schnelle Verkehre trennen und damit Geschwindigkeiten bis 230 km/h im Fernverkehr nebst erheblich verbessertem Nahverkehr ermöglichen.
  8. Die Lücke in der Elektrifizierung der wichtigen Güterzugstrecke von Aachen über Montzen nach Antwerpen ist geschlossen worden, was nicht nur die Fahrzeiten dramatisch verkürzt, sondern wohl diversen Anwohnern die legendär lauten belgischen Dieselloks ersparen wird.
  9. Die trans regio Deutsche Regionalbahn verliert drei kleinere Strecken in Rheinland-Pfalz, darunter die Strecke Kusel-Kaiserslautern in meiner Heimat. Das ist aber kein Beinbruch, denn die Gesellschaft hat gleichzeitig einen Hauptgewinn in Gestalt des Nahverkehrs auf der linken Rheinstrecke zwischen Köln und Mainz gemacht. Zum ersten Mal überhaupt kommen Fahrzeuge des Typs Siemens Desiro ML zum Einsatz; um das Verstärken und Schwächen der Zugeinheiten in Remagen zu ermöglichen, wurde sogar eigens ein Sperrsignal gebaut. (Dies ist als Rangierziel notwendig, damit ein Zug gesichert auf einen anderen auffahren darf.)
  10. Zwischen München und Wien verkehrt, zunächst einmal täglich und insofern noch eher versuchsweise, der neue Premiumzug der Österreichischen Bundesbahnen, der Railjet. Ich hoffe, ihn irgendwann einmal probefahren und hier berichten zu können, beziehungsweise dass sich dafür einmal einE GastautorIn findet.
Bild: Kevin »KB35« bei Flickr (Details und Lizenz)

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Der Erfurter Hauptbahnhof wurde fertig renoviert - jetzt fehlt nur noch die Fertigstellung der ICE - Strecke Berlin - Erfurt - Nürnberg.

mawa hat gesagt…

Die zehn Jahre kriegen wir jetzt auch noch rum :)