Donnerstag, 29. November 2007

37: Jenseits des Prellblogs 2

Heute möchte ich die im Prellblog 9 gegebenen Literaturhinweise etwas ergänzen.

Zunächst sind da zwei englischsprachige Nachrichtenseiten zu erwähnen: Einmal die Seite der Railway Gazette, die neben meist tagesfrischen Neuigkeiten aus der Bahnwelt auch einen ziemlich interessanten Überblick über laufende Ausschreibungsverfahren bietet. Dabei handelt es sich übrigens um die Internet-Inkarnation einer der ältesten (und deswegen logischerweise britischen) Eisenbahnfachzeitschriften der Welt, die in der einen oder anderen Form seit 1835 erscheint.
Einen amerikanischen Blick auf das Geschehen liefert ProgressiveRailroading.com, ebenfalls die Webseite eines Print-Fachverlages. Hier gibt es zwei Nachrichtenkategorien, die bezeichnenderweise »Freight News« und »Transit News« heißen, weil in Nordamerika Eisenbahn entweder Güterverkehr oder Ballungsraumverkehr heißt. Interessanterweise gibt es gar nicht so wenige Meldungen aus dem Bereich des Fernverkehrs, der derzeit ja auch in den USA und Kanada so etwas wie einen milden Aufschwung erlebt. Die Blogs und Podcasts haben Eisenbahner und Manager bei privaten Güterbahnen als Hauptzielgruppe und sind daher nicht unbedingt jedermanns Sache.

Im ersten »Jenseits des Prellblogs« hatte ich mich darüber beschwert, es gebe keine seriöse Publikumszeitschrift für den Fernverkehr ohne großen Modellbahn- und Nostalgieanteil. Es gibt offenbar doch eine; entweder hatte sie damals die Bahnhofsbuchhandlungen meines Vertrauens noch nicht erreicht oder ich habe sie schlicht übersehen. Es handelt sich um die Eisenbahn-Revue International, die deutschsprachige internationale Ausgabe einer Schweizer Publikation, leider (noch?) ohne eigene Webseite. Mit 10,20 Euro ist sie allerdings recht teuer.
Wer sich nicht daran stört, dass ein junges Blatt noch verhältnismäßig groß drucken muss, um alle Seiten voll zu bekommen, und auch nicht daran, dass doch recht klar ist, welche lobbyistische Ausrichtung es hat, kann auch das nagelneue Privatbahn-Magazin lesen. Es beschäftigt sich ausschließlich mit Nicht-DB-Eisenbahnen und ist schon für fünf Euro zu haben.
Zum Schluss noch zwei Buchtipps: Ein Standardwerk, das ich selber leider noch nicht besitze, ist der »Eisenbahnatlas Deutschland« aus dem Hause Schweers+Wall, Köln. Auch wenn es akribisch stillgelegte Kleinbahnen aller Art verzeichnet, steht es doch mit beiden Beinen fest in der Gegenwart und führt zahlreiche Informationen (wie zum Beispiel die DB-Netz-Streckennummern), die zeigen, dass es nicht bloß ein Coffee-Table-Buch für Bahnliebhaber, sondern auch eine Referenz für Praktiker der Branche ist. Was will man mehr.
Zur Weckung von bahnbezogenem Optimismus dienenen kann »Rückkehr zur Schiene« von Wolfgang Fiegenbaum und Wolfgang Klee, erschienen 2002 bei transpress, Stuttgart. Die beiden Autoren eines melancholischen, inzwischen sechsbändigen Übersichtswerks über stillgelegte Strecken in Deutschland namens »Abschied von der Schiene« haben sich mit diesem Buch einmal am Gegenteil versucht und zusammengefasst, was zwischen 1980 und 2001 an Strecken neugebaut und reaktiviert wurde. Ich würde mir wünschen, dass auch hierzu irgendwann einmal fünf Folgebände erschienen sein werden.

Bild: Gregor »Chilling Soul« bei Flickr (Details und Lizenz)

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